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Norwegische Orte und Regionen A-Z:

Å L E S U N D

Fylke Møre og Romsdal
40.000 Einwohner
Meine Besuche: 1996, 2002

Die frühe Geschichte
Funde aus der Bronze- und Wikingerzeit belegen, dass in der Inselregion rund um Ålesund schon sehr lange Menschen lebten. Die Insel Giske war in der Wikingerzeit eine Machtzentrale. Noch heute kann eine alte Marmorkirche aus dem 12. Jahrhundert besichtigt werden, die vom damaligen Reichtum und dem Beginn der Christianisierung zeugt. Die Insel verlor Macht und Reichtum endgültig im Jahr 1582, als alle Güter an den dänisch-norwegischen König abgetreten werden mußten.

Ein früher Bewohner der Region ist in die Geschichte eingegangen. Viele Jahre lang haben die Normannen (= Nordmänner, Männer aus dem Norden) Raubzüge an den Küsten Europas unternommen. Selbst Paris wurde Opfer eines Wikingerüberfalls und ging in Flammen auf. Mit der Zeit wurden die Normannen friedlicher, wurden seßhaft und begannen mit dem Handel. Der aus seiner Heimat verbannte Wikinger 'Gange-Rolv' (franz.: Rollon) gründete im Jahr 911 das französische Herzogtum Normandie. Er ist Stammvater von Wilhelm dem Eroberer (1066 Schlacht bei Hastings) und damit des englischen Königshauses. 1863 errichtete das normannische Rouen ein Denkmal, dessen Kopie seit 1911 im Ålesunder Stadtpark steht.

Das östlich gelegene Borgund war zur Wikingerzeit ein fester Handelsort. Durch die Hanseabkommen verlor der Ort ca. 1450 die Privilegien einer Handelsstadt und damit seine Bedeutung. Bei Borgundkaupangen haben viele Funde aus der Wikingerzeit Informationen und Aufschluß über das damalige Leben gegeben. Dieses Borgund ist übrigens nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen kleinen Ort und der Stabkirche in Sogn of Fjordane.

Die Neuzeit
Ålesund Die Ursprünge der heutigen Stadt Ålesund gehen auf das Ende des 18. Jahrhunderts zurück, als hauptsächlich Fischer und Händler sich um den Hafen und den Sund siedelten und Ålesund 1793 wieder ein Handelsort wurde. Die Siedlung bestand aus einfachen, dicht gebauten Holzhäusern. Die Inseln waren nicht miteinander verbunden und in der Stadt selbst gab es größere, unbebaute Felsen und Meereseinschnitte. Die wirtschaftliche Situation wurde vom Fischfang geprägt. 1848 bekam Ålesund Stadtrechte, am Beginn des 20. Jahrhunderts lebten mehr als 10.000 Menschen hier.

Das einschneidenste Ereignis in der Geschichte Ålesunds passierte am 23. Januar 1904: eine große Brandkatastrophe vernichtete innerhalb von 16 Stunden 850 Häuser. Da die Menschen damals sehr eng zusammengepfercht lebten (ein kleines, noch erhaltenes Holzhaus in der Kirkegata hatte seinerzeit 62 Bewohner), wurden auf einen Schlag über 10.000 Menschen obdachlos und verloren Hab und Gut. Wie durch ein Wunder wurde nur ein einziger Mensch getötet. Als sich die Nachricht von dem Unglück verbreitete, kamen aus ganz Norwegen und auch aus anderen Ländern Hilfslieferungen mit Baumaterial und den lebensnotwendigsten Dingen. Eine der schnellsten Reaktionen kam vom damaligen deutschen Kaiser Wilhelm II, der vier Schiffe mit Lebensmitteln, Medikamenten, Baumaterialien, Wolldecken u.a. schickte. Damit hinterließ er - vielleicht als einziger Deutscher - einen so guten Eindruck, dass heute noch eine Statue im Stadtpark und eine eigene Straße im Zentrum an ihn erinnern.

Der Wiederaufbau der Stadt erfolgte überaus zügig bis zum Jahr 1907. Dabei wurden von den Stadtplanern klare Vorgaben erlassen, die eine vergleichbare Brandkatastrophe für immer ausschließen sollten: es durften nur noch Steinhäuser gebaut werden und die Straßen durften eine Mindestbreite nicht unterschreiten. Die Architekten bauten die Stadt im damals aktuellen Stil auf: die Kunstzeitschrift 'Die Jugend' hatte Ende des 19. Jahrhunderts eine Stilrichtung populär gemacht, die reich an stilisierten, aus der Natur inspirierten dekorativen Elementen war. Dieser 'Jugendstil' (franz.: Art Nouveau) war in Norwegen seit der Pariser Weltausstellung von 1900 sehr beliebt. Die Architekten ergänzten den mitteleuropäischen Stil um typische nationale Stilelemente, so dass das Stadtbild in seiner Geschlossenheit und Art einzigartig war.

Lange Zeit wurde diese einmalige Konstellation gar nicht so recht wahrgenommen und geschätzt und erste Häuser wurden auch abgerissen. In den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts änderte sich die Einstellung und es wurde begonnen, das besondere architektonische Erbe zu bewahren und zu pflegen. Viele Besucher kommen heute gerade deshalb nach Ålesund.

Die Stadt Ålesund mit ihren ca. 40.000 Einwohnern nimmt viel mehr Fläche ein, als das alte Stadtzentrum zuläßt - obwohl die Felsen im Laufe der Jahre weggesprengt wurden. Heute gibt es mit den benachbarten Ortschaften Moa/Spjelkavik eine praktisch ineinanderfließende durchgehende Bebauung.

Das funktionale und häßliche Rathaus wirkt beim Blick auf das Zentrum wie ein fremdartiger Auswuchs. An seiner Stelle stand ein Vogelfelsen, der komplett weggesprengt wurde. Des weiteren wurden im Laufe der Jahrzehnte kleinere Meereseinschnitte zugeschüttet und die Seestraße (Sjøgata) auf aufgeschüttetem Land und auf Betonpfeilern errichtet.

Sehenswürdigkeiten
Der Blick vom Hausberg Aksla ist sehenswert und so typisch, dass man ihn auf Buchrücken oder in Diavorträgen sofort wiedererkennt. Bei schönem Wetter drängen sich die Massen auf der Aussichtsplattform, um einen Blick auf das Zentrum, die Sunde, das Treiben im Hafen und die großen Hurtigrutenschiffe zu erhaschen. Da das Stadtzentrum von Wasserflächen (und nicht von hohen, schattenwerfenden Bergen) umgeben ist, ist die Beleuchtung zu allen Uhrzeiten sehenswert. Fotografen haben abends beim Blick über die Inseln Gegenlicht. Auf den Aksla gelangt man über 418 Treppenstufen, die im Stadtpark beginnen - oder über die Straße auf der Rückseite.

Die Schwanenapotheke am Apothekerplatz, gut von der Hellebrücke über den Ålesund sichtbar, steht an einer Stelle, wo durchgängig seit 1819 eine Apotheke existierte. Das Haus von 1907 ist im Laufe der Jahrzehnte durch mehrere Hände gegangen und wurde auch äußerlich verändert. In den achtziger Jahren wurde es aber wieder äußerlich in den Zustand von 1907 versetzt und besticht heute noch durch seinen klaren Stil.

Vom Aksla fällt der Blick über den Sund auf die Insel Aspøya und dort auf die zentral gelegene Ålesund Kirche. Ihre Vorgängerin stammte von 1855 und wurde beim Stadtbrand vernichtet. Die heutige Kirche wurde 1909 fertiggestellt und eingeweiht. Der Naturstein stammt aus Eide in Møre og Romsdal und gibt der im Rundbogenstil erbauten Kirche ihr charakteristisches Äußeres.

Bereits 1885 wurde der Stadtpark unterhalb des Aksla angelegt. Er sollte den beengt lebenden Stadtbewohner eine Erholungsmöglichkeit bieten und tut dieses heute noch. Das Løvenvold-Kino unweit des Stadtparks ist von außen und von innen sehenswert.

Wer sich für das Zentrum und die Architektur näher interessiert und sich schon vor dem Besuch damit auseinandersetzen will, kann sich von der Touristeninfo das Faltblatt 'Zu Fuß in Ålesund' zuschicken lassen. Darin wird ein ca. zweistündiger Rundgang mit Erläuterung der Geschichte beschrieben.

Mit dem Atlantik See-Park besitzt Ålesund eines der größten Aquarien Europas. Die Anlage liegt 3 km westlich vom Stadtzentrum und hat ca. 4000 qm Ausstellungsfläche sowie weitere 6000 qm Freiflächen. Die Ausstellung stellt u.a. die verschiedenen Lebensräume der Meereslebewesen rund um Ålesund anschaulich vor.

Das Sunnmøre Museum liegt ca. 4 km östlich vom Ålesunder Zentrum im Gebiet des historischen Handelsplatzes Borgundkaupangen und dokumentiert die Küstenkultur der Region Sunnmøre. Das Freilichtmuseum umfaßt in einem schönen Naturpark 55 alte Häuser, eine größere Bootssammlung und ein Mittelaltermuseum.

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Fotos
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Quelle: www.FBoller.de


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